Servus, Österreich! Während ich ja kein großer Freund der Lufthansa Business Class bin, reizen mich die Schwesterairlines der Unternehmensgruppe eher. Besonders die traditionsreiche Austrian Airlines hat in der jetzigen Iteration ein auf den ersten Blick spannendes Produkt, und der Service soll ja an die gemütlichen Kaffeehäuser Wiens und die kulinarischen Highlights der Alpenrepublik erinnern.
Im April hatte ich endlich die Gelegenheit, die Austrian Airlines Business Class auf der Langstrecke auszuprobieren: Von Wien sollte es in der Boeing 777 nach Los Angeles und zurück gehen, mit kurzem Zubringer von und nach Berlin-Tegel. Ob die Austrian Airlines Business Class meine Erwartungen erfüllt hat, möchte ich euch in meinem folgenden Review aufzeigen.
Austrian Airlines Business Class: Die Kabine
Nach einer frühen morgendlichen Anreise und einem Besuch in der Austrian Airlines Lounge Wien betrat ich zum ersten mal die Kabine der Austrian Airlines Business Class. Nach Los Angeles fliegt Austrian mit der Boeing 777, andere Ziele werden mit der Boeing 767 bedient. Die Kabine in beiden Mustern ist jedoch gleich, nur die Sitzanordnung ist leicht anders (Boeing 767 mit durchgehend 1-2-1, Boeing 777 mit abwechselnd 2-2-2 / 1-2-1)
Was direkt auffiel: Die Langstreckenmaschinen von Austrian Airlines haben schon einige Jahre auf dem Buckel. Sie stammen fast alle aus Beständen der alten Lauda Air, und wurden bereits zur Jahrtausendwende ausgeliefert. Das Durchschnittsalter von 15 Jahren zeigt sich zumindest bei den Overhead Bins, den Anschnallzeichen und ähnlichen, nicht-austauschbaren Elementen.
Die Business Class ist jedoch gerade vor kurzem neu gestaltet worden, sodass alles andere in der Kabine recht neuwertig wirkt. Und zugegeben, ich finde es spannend mit älteren Maschinen zu reisen die eine gewisse Historie haben. Solange sie gut gewartet werden, alles kein Problem (im Gegenteil).
Die Austrian Airlines Business Class wird von weißen und roten Farben dominiert, ganz im Sinne der Nationalfarben. Dies zieht sich auch konsistent über andere Dinge, wie zum Beispiel Amenity Kits, Speisekarten oder Tickets. Ich mag das generelle Design, da es sehr hell und einladend wirkt.
Allerdings wirkt die Kabine für mich auch etwas gedrungen: Durch die 2-2-2/1-2-1-Bestuhlung ist das individuelle Platzangebot nicht all zu groß im internationalen Vergleich, und wenn man seinen Blick über die Kabine schweifen lässt wirkt alles etwas voll.
Austrian Airlines Business Class: Der Sitz
Nach herzlicher Begrüßung wurde ich an meinen Sitz begleitet. Durch die etwas unorthodoxe Anordnung im 2-2-2 und 1-2-1 unterscheiden sich die jeweils gewählten Sitz in punkto Qualität stark: Der beste Sitz ist der Einzelsitz am Fenster, der intern „Thron-Sitz“ genannt wird und links und rechts Ablagen und Platz bietet.
Die Einzelsitze in Reihe 7 sind zwar auch in Ordnung, allerdings direkt an Gang und Galley gelegen.
Die Doppelsitze in 2-2-2 sind recht eng, sodass wenig Privatsphäre gegeben ist; gut für Pärchen, schlecht für Fremde. Etwas besonderes ist Sitzreihe 8, das etwas intimere „Stübli“ mit lediglich einer 2-2-2-Sitzreihe im Abteil. Ich bevorzuge immer einen der Thron-Sitze, allerdings sind diese oft schwierig zu buchen (oder gegen 135€ Aufpreis).
In der 767 gibt es dieses Problem nicht, da durchgehend eine 1-2-1-Konfiguration bestuhlt wird.
Der Sitz an sich hat eine normale Breite, wirkt aber mancherorts etwas einengend: Der Fußraum ist sehr schmal, eigentlich nur ein kleiner Korridor (was beim Schlafen wenig Platz lässt), und man sitzt recht nahe am Vordermann (was das Raumgefühl schmälert). Über dem Fußraum befindet sich der Monitor des Inflight-Entertainmentsystems, der aber im Vergleich zu anderen Produkten etwas klein ist.
Je nachdem welchen Sitz man erwischt hat man eine (normal) oder zwei (Thron-Sitz) Ablageflächen an der Seite, die recht viel Platz für Zeitschriften, Champagnergläser und sonstiges bieten. Dort ist ebenfalls eine Steckdose (Laden geht via Stecker oder USB), und ein Leselicht – sowie ein Fach mit schönen gestickten Details.
Dort findet man auch die Seat Controls: Über das Touchpad kann man den Sitz in drei vordefinierte Positionen stellen (Sitzen – Relaxen – Schlafen), oder die einzelnen Elemente individuell einstellen. Dort kann man auch die Sitzpolsterung einstellen und findet eine Massagefunktion, die ganz nett ist – wenn auch nur eine einzelne Einstellung bietet. Leider war die Funktion des Touchpads etwas langsam, zur Massage musste ich immer mehrfach drücken bis etwas geschah. Positiv aber: Der Sitz hat ein zweites, identisches Touchpad für die Schlafposition; dadurch kann man ein Touchpad auch ohne Verrenkungen im Liegen erreichen.
A propos Liegeposition: Der Austrian Airlines Business Class Seat ist Lie-Flat, das heißt man kann ihn per Knopfdruck zu einem flachen Bett umbauen. Auch wenn die Breite etwas beengt ist (und ich bin wahrlich nicht breit), so konnte ich doch auf dem Hinflug gut schlafen.
Insgesamt ist der Austrian Airlines Sitz in Ordnung und auf durchschnittlichem Niveau im internationalen Vergleich. Klar, es ist ein großer Fortschritt im Vergleich zu den früheren „Rutschen“, aber Lighthouse-Produkte wie die Etihad Business Studios oder die Singapore Airlines Business Class sind eine Klasse besser.
Austrian Airlines Business Class: der Service
Kommen wir zur wahren Stärke von Austrian Airlines, dem (Essens-)Service! Kurz vorweg: Die Crews auf meinen beiden Flügen waren hervorragend, mit der richtigen Mischung aus persönlichem Service und professioneller Distanz. In beiden Fällen hatte eine etwas erfahrenere Purserin ihre Crew perfekt im Griff, und als Star Alliance Gold wurde ich immer mit Namen begrüßt und umsorgt.
Für mich persönlich das Highlight der Austrian Airlines Business Class jedoch: Auf jedem Flug war ein eigener Koch anwesend, der die Bestellungen aufnahm und Speisen sowie Kaffeespezialitäten zubereitete. Klar, wahrscheinlich wird er in den meisten Fällen auch nur das mitgebrachte Catering erhitzen; aber allein das Flair eines Kochs in der Kabine hat für mich viel ausgemacht. Hat einfach Stil.
Los ging der Service am Boden bereits mit einer ersten Getränkerunde, leider Sekt statt Champagner (wohl aus Steuergründen). Ebenso gab es Menükarten, und der Koch nahm die Bestellungen für die beiden Essens-Services bereits auf.
Vor dem Start wurden noch die soliden (aber nicht perfekten) Noise-Cancelling-Headphones ausgegeben…
…sowie Amenity Kits:
Nach Erreichen der Reiseflughöhe startete dann direkt der erste Haupt-Essensservice in der Luft. Los ging es wie gewohnt mit einem warmen Tuch, gefolgt von einer nächsten Getränkerunde (diesmal auch Champagner) und ein paar (kalten) Nüssen. Generell empfand ich die Getränkekarte als spannend, mit mehreren österreichischen Weinen und Bierspezialitäten. Dazu auch ein Almdudler für den Durst 😉
Die Präsentation der darauf folgenden Vorspeise war dann etwas besonderes: Statt die gewählte Option einfach aus der Küche zu bringen, fährt das Kabinenpersonal mit einem kleinen Wägelchen durch den Gang. Darauf sind die verschiedenen Optionen, aus denen man sich dann von den Flight Attendants seinen Vorspeisenteller individuell zusammenstellen lassen kann. So hatte ich eine Vorspeise noch nicht erlebt, und hier sammelt die Austrian Airlines Business Class ordentlich Pluspunkte.
Danach gab es eine leckere Suppe, mit ordentlicher Einlage. Auch die Suppe wurde via Wagen aus einem großen Suppenschale individuell am Platz angerichtet.
Danach folgte mein persönliches Highlight, das Hauptgericht. Auch wenn man nicht weiß, wie viel davon der Bord-Koch wirklich persönlich zubereitet – es hat schon etwas für sich, wenn der Koch individuell aus der Küche kommend die Hauptgerichte serviert. Beim Hinflug gab es österreichischen Zwiebelrostbraten (lecker), beim Rückflug ein wunderbar zartes Rinderfilet (eines der besten in der Luft bis jetzt).
Zum Dessert wurde dann wieder das Wägelchen bemüht, hier gab es eine Auswahl von 2-3 Optionen, plus frische Früchte und Käse. Ich entschied mich für Topfenknödel und Kuchen auf den beiden Flügen, beides lecker.
Ein weiteres Highlight danach: Die Kaffee-Karte! Wien ist ja bekannt für seine Kaffeehäuser und deren Kaffeekultur, da darf Austrian natürlich in nichts nachstehen. Man kann aus knapp 10 verschiedenen Spezialitäten wählen – Einspänner, Fiaker, Wiener Melange, etc – die dann vom Koch frisch zubereitet werden. Toll!
Nach diesem ausgiebigen Essens-Service fiel ich erstmal in das Reich der Träume und schlief ein paar Stunden. Leider hat mich aus dem Inflight Entertainment System so gar kein Film und keine Serie gereizt, hier empfand ich die Auswahl als ziemlich schwach. WiFi sucht man ebenfalls vergebens. Dank iPad und aufmerksamer Crew ging der lange Flug jedoch gut über die Runden, bis knapp 90 Minuten vor der Landung der zweite Essens-Service startete. Dieser ist ein kleinerer Service, in meinem Fall ein kleines Mittagessen oder Frühstück.
Vor der mittaglichen Landung in LAX gab es bei mir zwar recht einfache, aber leckere Wiener…
…während es kurz vor Wien ein paar Spiegeleier gab, die im Flieger normal schwierig herzustellen sind.
Nach jeweils knapp 12 Stunden landete ich, und meine Flüge mit der Austrian Airlines Business Class gingen zu Ende.
Fazit: Austrian Airlines Business Class
Trotz angenehmer Flüge bin ich etwas hin- und hergerissen über die aktuelle Austrian Airlines Business Class. Catering und Service sind gut, hier macht DO&CO einen tollen Job. Ebenso war der Service herzlich, und die gewissen Österreichischen Farbtupfer (Kaffeehaus über den Wolken, Koch an Bord, Österreichische Spezialitäten) bringen einen wunderbaren lokalen Charme an Bord.
Sitz und Kabine sind meines Erachtens aber nicht auf dem gleichen Niveau: Der Einzelsitz ist eng an Schultern und Füßen, ebenso findet man in der Boeing 777 nur gegen Aufpreis (Thron-Sitz) etwas Privatsphäre. Andere Airlines sind da mit einer 1-2-1-Bestuhlung komfortabler. Für mich waren es daher zwei schöne Flüge mit der Austrian Airlines Business Class (auch beim Vergleich mit anderen Transatlantik-Carriern), aber besonders Richtung Asien gibt es bessere Optionen.