Durch die räumliche Distanz zu Neuseeland gehört Air New Zealand leider zu den Airlines, die hiesige Vielflieger eher selten zu Gesicht bekommen. Schade eigentlich – denn Air New Zealand glänzt nicht nur durch seine lustigen Safety Videos (Beispiele hier, hier und hier), sondern auch mit einem guten Ruf als Airline.
Im Mai hatte ich auf zwei Flügen endlich die Chance, die Air New Zealand Business Class in der 777 und in der 787 zu testen: Mit der Boeing 777 ging es von Brisbane nach Auckland, mit der Boeing 787 dann von Auckland nach Tokio-Narita. Im folgenden Review möchte ich euch berichten, ob die Air New Zealand Business Class ihrem guten Ruf gerecht wird!
Air New Zealand Business Class 777 / 787:
Die Kabine
Nach einem jeweils soliden Lounge-Aufenthalt in der Air New Zealand Lounge Brisbane / Air New Zealand Lounge Auckland begann das Boarding, jeweils geteilt nach Boarding-Gruppen. Air New Zealand hat recht früh alle Business-Class-Kabinen in ihren Boeing 777 und Boeing 787 (die einzigen Widebody-Jets in ihrer Flotte) auf eine Herringbone-Konfiguration umrüsten lassen, die auch heute noch in jedem ihrer Jets im Einsatz ist. Da die Konfiguration in allen Jets bis auf kleine Details gleich ist, habe ich 777 und 787 in diesem Air New Zealand Business Class Review zusammengefasst.
Der einzige größere Unterschied ist, dass in der breiteren Boeing 777 eine 1-2-1-Konfiguration verbaut ist, und in der Boeing 787 eine 1-1-1-Konfiguration. Richtig gelesen – eine 1-1-1-Konfiguration; dies ist dann doch eher selten in derzeitigen Flugzeugkabinen. Die beiden Fensterreihen sind normal platziert, und die Mittelreihe liegt in der 787 an einer hüfthohen Wand. Hier kann man die Air New Zealand Business Kabine in der Boeing 787 gut sehen:
In der Boeing 777 sieht es ähnlich aus, lediglich hat man hier zwei Sitze in der Mitte pro Reihe. So sieht es bei der Air New Zealand Business Class in der Boeing 777 aus:
Die Kabine ist nahezu durchgehend in hellen Grautönen gehalten. Die „Farbe“ im Bild kommt durch das Mood Lighting zustande, das die Kabine meist in lilafarbenes Licht gehüllt hat. Muss man mögen, aber ich fand die Farbe dann doch etwas penetrant.
Mein größtes Problem mit der Kabine ist jedoch die Anordnung der Sitze. Das Schönste am Fliegen ist doch oft die Sicht aus dem Fenster – warum ordnet man dann die Sitze ausgerechnet so an, dass das Schauen aus dem Fenster nahezu unmöglich wird? Um den Start zu verfolgen hatte ich mir fast den Hals verrenkt. Stattdessen schaut man in der Boeing 777 ständig seinem Gegenüber auf die Füße (kein schöner Anblick), oder in der 787 auf eine graue Wand.
Mit dieser Bestuhlung hat man weder als Einzelreisender seine Privatsphäre, noch als Pärchen irgendeine vernünftige Möglichkeit zusammen zu sitzen. Stattdessen muss man sich über den Gang unterhalten, was auch nur unter Verrenkungen wirklich möglich ist. Kein Wunder dass Airlines heutzutage eher auf eine Reverse-Herringbone-Konfiguration zurückgreifen (siehe hier bei der A350 Cathay Pacific Business Class) – die normale Herringbone-Config ist leider eine Fehlkonstruktion.
Air New Zealand Business Class: Der Sitz
Bei meinen Flügen mit der Air New Zealand Business Class hatte ich jeweils einen Fenstersitz (wenn man das so nennen kann), sowohl in der 777 als auch in der 787. Die Sitze sind in beiden Flugzeugtypen gleich. Hier mein Sitz in der Boeing 777…
…und hier mein Sitz in der Boeing 787:
Die etwas ungeschickte Kabinenanordnung zeigt sich auch am Sitz – irgendwie ist immer ein Körperteil eines anderen Gastes im Blickfeld, da haben andere Airlines weitaus mehr Privatsphäre an ihren Einzelsitzen. Vom rechten Nebensitz sieht man die Füße, und der Kopf des linken Nebenmannes schaut immer über der Trennwand hervor. In der 777 schaut man dazu noch dem Gegenüber ständig ins Gesicht, während man in der 787 auf eine graue Wand starrt.
Durch die schräge Anordnung ist der Sitz auch etwas enger gebaut als neuere Sitz-Konzepte. Durch die soliden Wände links und rechts kann man sich nicht weiter ausbreiten und fühlt sich dann doch etwas beengt – besonders in meinem Fall, als ich vorher mit den breiten Couches der Singapore Airlines Business Class geflogen bin.
Im Fußbereich befindet sich ein Ottoman, durch den man konstant schön die Füße ausstrecken kann. Ebenso ist dort ein Gurt verbaut, sodass andere Mitreisende sich für einen kleinen Plausch vis-a-vis hinsetzen können.
In der linken Wand befindet sich der helle Monitor, der mit einem Arm in so ziemlich jede Position ausgeklappt werden kann.
Darunter befindet sich das Kontrollgerät für das Inflight-Entertainment, der ausklappbare Tisch, mehrere Anschlüsse zum Laden von Geräten und die Tasche mit Sicherheitskarte. Auf der gleichen Seite befindet sich auch noch ein kleiner Ausklapptisch, auf den man seinen Drink vor dem Abflug stellen kann. Aber auch hier gilt: Durch die idiotische Sitzanordnung liegt der Klapptisch schräg hinter einem, sodass man sich wieder verrenken muss.
A propos Inflight Entertainment System: Das IFE bei Air New Zealand ist hervorragend, mit einer tollen Menüführung und einer riesigen Auswahl an Filmen, Serien und Musik-Alben. Über eine Offline-Version von Tripadvisor kann man sich zusätzlich über seine Destination informieren, und die eingebaute Weltkarte ist die beste die ich je an Bord gesehen habe. Der Touchscreen reagiert perfekt, und ohne Verzögerung kann man die Kartenansicht frei auf der Welt herumbewegen. Hier habe ich einen kleinen Eindruck des IFE hochgeladen:
Auf der rechten Seite sind dann die Einstellungen für den Sitz an sich. Die Air New Zealand Business Class in der 777 und 787 bieten Lie-Flat-Sitze, die man komplett zu einem flachen Bett umbauen kann. Das Bett ist relativ bequem gewesen, aber eben recht eng – da hat man bei anderen Airlines mehr Platz.
Air New Zealand Business Class: Der Service
Nach den Ärgernissen über den Sitz kommen wir nun zu einem erfreulicheren Teil: Dem Service an Bord der Air New Zealand Business Class! Die Crews der Airline sind bekannt für ihre besonders freundliche Art, und dies kann ich zu 100% bestätigen: Das herzliche „Kia Ora“ begleitet einen vom Einstieg bis zur Landung, und man fühlt sich stets willkommen an Bord. Los ging der Service jeweils mit einem Glas Champagner und (leider eiskalten) Nüssen. Air New Zealand serviert Billecart Salmon Brut NV als Champagner in der Business Class:
Am Sitz befanden sich bereits die Menükarten sowie Noise-Cancelling-Headphones, die jedoch qualitativ nicht an andere Airlines heranreichten.
Auf meinem ersten Leg von Brisbane nach Auckland gab es Mittagessen mit mehreren Auswahlmöglichkeiten. Air New Zealand arbeitet mit mehreren bekannten Köchen zusammen, die ein paar der Gerichte auf der Karte zusammengestellt hatten. Los ging es mit einem tollen Appetizer, Char Sui Pork Filet mit Hoisin Mayonnaise:
Gefolgt von einer Paprika Chicken Breast mit Blumenkohl-Creme:
Zum Abschluss gab es einen leckeren Caramel Cheesecake:
Auf dem nächsten Segment von Auckland nach Tokio startete der Service mit dem Frühstück: Hier gab es zunächst ein paar Früchte…
…gefolgt von einem tollen Miso-Lachs mit Reis.
Zum Lunch vor der Landung gab es dann Garnelen mit Mozarella und Melonen, sowie das tolle Knoblauchbrot aus dem Brotkorb…
…und einen wunderbar zarten Pork Belly als japanische Option:
Der Service war durchgehend sehr gut, und die einzelnen Optionen waren geschmacklich toll. Nach diesen beiden Flügen kamen wir dann langsam Tokio näher, und landeten am Narita Airport.
Fazit: Air New Zealand Business Class
Soft Product Hui, Hard Product Semi-Pfui: Trotz der eigentlich guten Anordnung von 1-2-1 oder gar 1-1-1 (besonders im Vergleich zu 2-2-2 bei zum Beispiel Lufthansa) konnte ich mich mit dem Sitz in der Air New Zealand Business Class nicht wirklich anfreunden. Bei Buchung eines Fensterplatzes möchte ich nicht mit Nackenschmerzen aus dem Flieger steigen, nur weil ich aus dem Fenster schauen möchte. Glücklicherweise wird dieser Nachteil durch den sehr guten Service, sowie das tolle Catering ausgeglichen. Allerdings hoffe ich, dass sich Air New Zealand beim nächsten Update der Flotte für einen anderen Business-Class-Sitz entscheidet.