Keine Baustelle zeigt die Unfähigkeit der Politik besser, als der BER Airport in Berlin-Brandenburg. Der Flugbetrieb hätte eigentlich im Spätjahr 2011 bereits aufgenommen werden sollen, stattdessen wartet man im Jahr 2017 aber immer noch auf die Eröffnung. Offizielle Schätzungen gehen nun von 2019 oder 2020 aus, wobei man wohl eher noch die zehn Jahre Verspätung komplettieren wird.
Was viele jedoch nicht wissen: Der Pannenflughafen BER kann bereits besichtigt werden! Jeden Donnerstag gibt es eine offizielle Tour durch die Baustelle des BER-Airport, durchgeführt von der Pressestelle des Flughafens. Um mir die Baustelle des größten “Memes” einmal aus der Nähe anzuschauen, habe ich die BER-Airport-Tour gebucht und fleißig Fotos für euch gemacht.
BER-Airport-Tour: Buchung & Start der Tour
Die Tour findet lediglich jeden Donnerstag als Gruppenführung statt, eine Anmeldung via Mail ist vorher nötig. Mit der S-Bahn ging es für mich dann zum Bahnhof des Flughafens Schönefeld, von wo aus man zu Fuß zur Pressestelle des Flughafens laufen kann. Dort zeigt bereits ein Schild an, wo die Tour startet:
Vor Ort kommt man in eine große Halle, in der man sich für die Tour meldet und die Teilnahmegebühr (günstige 15€) bezahlt. Dort beginnt der Vortrag mit einer riesigen Karte des Flughafengeländes, inklusive dem alten Schönefeld Airport im Norden.
Ebenso bekommt man die Historie erklärt, sowie anhand eines 3D-Modells die einzelnen Elemente des Flughafens. Der Start der Tour ist auf jeden Fall interessant, da man viele Details über all die Dinge erfährt, die schiefgelaufen sind. Auch die Pressestelle hat da eine gewisse Selbstironie und macht heitere Miene zum peinlichen Spiel.
Danach steigt man in eine großen Bus, der die Gruppe zur eigentlichen Tour bringt. Damit fährt man über (semi-)öffentliche Straßen zum BER-Airport, der selbstverständlich durch Security-Dienste für normalen Besucherverkehr gesperrt ist. Erster Stop ist das Haupt-Terminalgebäude, das von außen bereits recht fertig aussieht – aber innendrin noch eine einzige Baustelle ist. Besonders fällt außen auf, wie stark teilweise der Boden schon verwuchert ist; irgendwie eine surreale Erfahrung, wie ein eigentlich fertiges Flughafenareal so einsam und verlassen dasteht.
Im Terminal selbst wird das Ausmaß der Baustelle deutlich: Überall Materialien, Bauzäune, Abdeckungen und Maschinen. Die schönen Marmorfließen aus dem Altmühltal kommen dabei gar nicht wirklich zur Geltung.
Auch die Check-in Schalter sind bereits fertig, und man kann während der Tour schön hinter die jeweiligen Schalter steigen. Selbst die Gepäckwaagen funktionieren schon!
Auch die Anzeigetafeln sind teilweise schon aktiv, zeigen jedoch Flüge von Tegel und Schönefeld an:
Nichts wird fertig, aber Hauptsache die Quote für Kunst wurde erfüllt: Oben hängt ein riesiges rotes Netz, während außen auf den Gates auch Installationen für viel Geld bereits zu bestaunen sind.
Vom Terminal ging es dann für die geführte Gruppe kurz ein Stockwerk tiefer, wo sich in Zukunft die Arrivals und der Fernbahnhof befinden werden.
Irgendwie wirkt alles jedoch recht klein für einen Hauptstadtflughafen: Lediglich eine große Halle für Departures, kein Wunder dass die Passagierkapazität bereits vor Eröffnung bekanntermaßen zu gering ist.
Bevor es mit dem Bus weiterging, konnten wir noch kurz ein paar Schritte vor das Terminalgebäude nach draußen:
Mit dem Bus ging es dann weiter über das recht große Flughafengelände; vorbei an fertigen Hotels, leeren Mietwagenparkhäusern, einem kompletten EON-Kraftwerk und der einsatzbereiten Flughafenfeuerwehr. Ziel war das Rollfeld, auf das man im Regelbetrieb natürlich niemals kommen wird.
Dort konnten wir nochmal aussteigen und uns für ein paar Minuten frei bewegen – was für Aviatik-Freunde natürlich wahnsinnig spannend ist. Dort sieht man die bereits fertigen Gangways aus der Nähe, lediglich die Flugzeuge und Passagiere fehlen natürlich.
Selbst die Sixt-Werbung ist schon seit Jahren angebracht (sieht halt nur keiner):
Auch genial waren die bereits fertigen Park-Markierungen auf dem Boden; diese sind bei einem intakten Airport dafür da, die verschieden langen Flugzeuge auf die richtige Parkposition zu leiten.
Nach ein paar weiteren Blicken auf die gähnende Leere des fertiggestellten Rollfeldes ging es wieder zurück in den Bus, der die Gruppe nach sehr spannenden zwei Stunden zum Ausgangspunkt zurückführte.
Die BER-Airport-Tour ist definitiv ein echtes Erlebnis für jeden Aviatik-Freund, aber auch spannend für jeden anderen. Die Chance, einen verlassenen Airport zu besuchen ist äußerst gering; und für lediglich 15€ bietet die Tour enorm viel für das Geld. Definitiv empfehlenswert!