Im Sommer 2016 war ich erneut in Südkorea und wollte nun endlich einmal einen Trip in die DMZ (“Demilitarisierte Zone”), also die Grenze zu Nordkorea unternehmen. Bei meinen früheren Trips hatte ich leider zu wenig Zeit, aber dieses mal sollte es klappen. Im folgenden möchte ich euch meine Erfahrungen dort in meinem Reisebericht zusammenfassen!
Kurz zum geschichtlichen und politischen Hintergrund: Nord- und Südkorea sind eigentlich immer noch im Kriegszustand, der jedoch durch einen schon viele Jahrzehnte andauernden Waffenstillstand unterbrochen ist. Die Grenze zwischen des “Koreas” ist eine demilitarisierte Zone (“DMZ”), die als Pufferzone von 2 Kilometern von der UN bewacht wird. Auf beiden Seiten stehen sich die Soldaten gegenüber, und an keinem Ort wird die angespannte Lage zwischen den beiden Ländern greifbarer. Falls ihr diesen Trip nachmachen möchtet, so müsst ihr das auf eigene Gefahr tun: Vor jeder Tour unterschreibt man ein Formular, dass man für eventuelle Schäden an Leib und Leben ausschließlich selbst haftet.
Aus genau diesen Gründen ist der Besuch der DMZ an der Grenze zu Nordkorea auch schwierig: Individuelle Reisen sind unmöglich, nur ausgewählte Gruppen-Anbieter dürfen diese Touren durchführen. Leider war ich bei meiner Ankunft in Seoul schon zu spät dran, und die Tour war bei allen Anbietern restlos ausgebucht (daher immer früh buchen!). Nach mehreren E-Mails mit den Anbietern fand ich endlich Panmunjon Tours, die noch einen einzigen freien Platz hatten – den ich mir natürlich gleich geschnappt hatte.
Am Tag der DMZ-Tour fand ich mich also früh morgens im Lotte-Hotel in Seoul ein, da dort die Agentur ihr Büro hatte. Dort werden die Daten aus dem Pass der Gäste abgeglichen und die Tour per Vorauskasse (Bar/Kreditkarte) bezahlt. In einem Kleinbus und knapp 15 anderen Mitreisenden (meist Amerikaner oder Europäer) ging es dann in einer Stunde zur Grenze im Norden Südkoreas. Auch die Hinfahrt ist schon spannend: Der “Freedom Highway” erinnert an vielen Punkten schon an eine militärische Sperrzone, teilweise fahren Panzer auf der Gegenspur,
DMZ Stop 1: Dorasan Station
Erstes Ziel der von mir gebuchten “Combined Tour” war der Bahnhof namens “Dorasan Station”: Dort starteten früher die Züge nach Nordkorea, mit denen Arbeiter für Industrieprojekte in den Norden fuhren.
Auch wenn der Bahnhof als erster Stop der Tour nicht extrem spektakulär ist, so gibt er einen guten Vorgeschmack auf den Rest der DMZ-Tour.
DMZ Stop 2: Dora Observatory
Als nächster Stop der DMZ-Tour stand dann das “Dora Observatory” an, von dem aus man direkt nach Nordkorea blicken kann. Der Blick geht zur norkoreanischen Stadt “Kijong-Dong”, das auch als “Propaganda Village” bekannt ist. Es ist nicht bewohnt, dafür steht dort ein riesiger Flaggenmast (natürlich größer als der in Südkorea).
Fotos dürfen nur hinter einer “Photo Line” gemacht werden mit etwas Abstand zum Geländer; um diese Regel einzuhalten, patrouillieren dort mehrere Soldaten der Military Police.
DMZ Stop 3: 3rd Tunnel
Mit dem Bus ging es im Reisebericht meiner DMZ-Tour weiter zum “3rd Tunnel“. Nordkorea hat nach dem Koreakrieg mehrere geheime Tunnel in Richtung Süden gegraben, um bei einer potentiellen Invasion schnell Truppen über mehrere Routen in den Süden schicken zu können.
Hier warteten natürlich massenhaft Busse mit Touristen aus West und Fernost. Vor Ort erhält man einen Helm, und fährt dann mit der Bahn in den Tunnel runter – leider ohne Kamera, da Fotografie dort verboten ist. Die Grenze wurde jedoch als Modell oben nachgebaut:
Interessant waren natürlich auch die Absperrungen zu den Gebieten, in denen sich bis heute Minen befinden:
DMZ Stop 4: Freedom Bridge & Unification Bell
Als nächster Punkt stand auf der Bustour zur DMZ die Freedom Bridge und Unificiation Bell an. Nahe Imjingak ist eine Art Vergnügungspark aufgebaut, der früher getrennte Familien an der Grenze aufheitern sollte. Dort befindet sich eine Lokomotive mit mehreren Kampfspuren, sowie die “Unification Bell”:
DMZ Stop 5: Die Grenze
Nächster Stop der DMZ-Tour war zunächst Lunch, dann der Trip zu der eigentlichen Grenze zu Nordkorea. Nach mehreren Passkontrollen erreicht man “Camp Bonifas”, in dem man zunächst die wichtigsten Regeln des Besuchs der Grenze erklärt bekommt:
- Nicht Winken, Zeigen oder sonstige Zeichen Richtung nordkoreanische Soldaten
- Stetiges Laufen in Zweierreihen, und Befolgen aller Befehle
- Fotos nur frontal, nicht zur Seite
- Nichts(!) berühren
Man wechselt in einen anderen Bus, und zwei Soldaten (USA & Südkorea) steigen als Begleitung ein. In Zweierreihen läuft man dann zur Grenze, wo die Atmosphäre gespenstisch ist:
Die blauen Gebäude stehen genau auf der Grenze und haben Türen in beide Richtungen. Sie dienen diplomatischen Zwecken in der JSA, und das Betreten erfolgt selbstverständlich nur unter ständiger Beobachtung.
Da sich das blaue Gebäude selbst über “beide Koreas” erstreckt, kann man dort tatsächlich über die Grenze laufen (links Nordkorea, rechts Südkorea):
Plötzlich kam ein Nordkoreanischer Militärtrupp vorbei – da wird einem dann doch etwas anders:
Sehr beeindruckt von den Erlebnissen ging es mit dem Bus weiter zur “Bridge of no Return” in der Joint Security Area:
Danach ging es mit dem Bus wieder zurück zum Ausgangspunkt (“Camp Bonifas”), wo man sich noch kurz mit den Soldaten unterhalten konnte.
Gegen Nachmittag fuhren wir mit dem Bus wieder zurück nach Seoul, wo die achtstündige Tour zu Ende ging. Die Tour ist auf jeden Fall das Geld mehr als wert und definitiv das Highlight eines jeden Trips nach Südkorea. Wichtig sind jedoch zwei Dinge:
- Bucht immer nur die Tour inklusive der JSA – nur so kommt ihr an die eigentliche Grenze.
- Kümmert euch früh um das Ticket für euren Wunschtag.
- Überwacht den Status der Beziehungen zwischen Nordkorea und Südkorea. Der Trip ist auf eigene Gefahr, daher solltet ihr in stürmischen diplomatischen Zeiten von einer Buchung eher absehen.