EVA Air führt bei europäischen Vielfliegern leider ein Schattendasein; trotz des exzellenten Rufs kennen viele Europäer die Taiwanesische Airline nicht mal. Schade eigentlich: Denn EVA Air gehört zu den wenigen Airlines, die bei Skytrax eine 5*-Bewertung genießen. Obwohl man Skytrax nicht all zu viel Gewicht geben sollte wegen manch fragwürdiger Entscheidung in der Vergangenheit – irgendetwas besonderes muss die Airline ja haben.
Im September diesen Jahres konnte ich endlich die EVA Air Royal Laurel Class in der Boeing 777 ausprobieren, das Premium-Produkt in der Business Class. Das ganze bezahlte ich mit Meilen, wodurch ich für zwei Segmente nur 50€ Zuzahlung ausgeben musste. Waren die vielen Vorschusslorbeeren berechtigt? Oder hat es einen Grund, dass EVA Air nicht stärker auf hiesigen Märkten präsent ist?
Finden wir es heraus, in diesem Flug mit der wunderbaren Special Livery!
EVA Air Royal Laurel Class: Die Kabine
Die Royal Laurel Class ist bei EVA Air lediglich in der Boeing 777 verbaut; im Airbus A330 ist lediglich die Premium Laurel Class verbaut (durch das ältere Hard Product etwas darunter anzusetzen). Daher solltet ihr bei der Buchung unbedingt darauf achten, welcher Flugzeugtyp auf der Strecke eingesetzt wird (zum Beispiel durch Eingabe der Flugnummer bei Flightradar oder Flightstats). Auf meiner Route (Bangkok – Taipei) verkehrt immer eine B777 mit der Royal Laurel Class.
Beim Boarding der Kabine war ich zunächst etwas irritiert – war ich aus Versehen in ein Cathay-Pacific-Flugzeug eingestiegen? Die Business Class sieht fast exakt so aus wie bei Cathay Pacific, mit einer ähnlichen Farbgebung und der exakt gleichen 1-2-1-Konfiguration mit Reverse-Heringbone-Sitzen.
Falls euch also die Business Class bei Cathay Pacific zusagt, wird euch zumindest das Hard Product bei EVA Air nicht enttäuschen. Der einzige große Unterschied auf den ersten Blick: Das doch etwas gewöhnungsbedürftige Kunstwerk an der Wand, passend zur Livery 😉
EVA Air Royal Laurel Class: Der Sitz
Durch die 1-2-1-Konfiguration hat jeder Sitz in der Royal Laurel Class direkten Zugang zum Gang, also entfällt das lästige ‘über-fremde-Leute-steigen-wenn-man-aufs-WC-muss’. Die Ähnlichkeit zur Cathay Pacific Business Class setzt sich auch beim Sitz fort, denn dieser ist auch nahezu identisch. Durch die Reverse Heringbone Konfiguration sind sie jeweils schräg zur Flugrichtung ausgerichtet; mein Fensterplatz (wie immer) zeigte in Richtung Fenster:
Damit hat man immer einen schönen Blick nach draußen, und zeitgleich auf den ausklappbaren Bildschirm:
Unter dem Bildschirm ist dann der Ottomane, auf den man während des Fluges wunderbar die Füße legen kann. Links davon sind zwei Staufächer für allerlei Zeug, zum Beispiel der Pyjama oder die Slipper für die Kabine.
Auf der linken Seite ist ebenso ein Panel mit allen möglichen Dingen, die man während eines langen Fluges so benötigt: Dort ist zunächst ein kleines Handheld, mit dem man das Inflight-Entertainment-System steuert. Daneben befindet sich eine Leselampe, sowie mehrere USB- und normale Stromanschlüsse zum Laden von elektronischen Geräten. Darunter ist dann eine kleine Schaltfläche um den Sitz in die jeweils gewünschte Position zu fahren; der Sitz in der EVA Air Royal Laurel Class ist selbstverständlich komplett lie-flat, auch wenn das diagonale Liegen am Anfang etwas ungewohnt ist. Rechts befindet sich noch ein kleiner Hebel, um die Armlehne nach oben zu fahren.
Wie ich auch schon im Review zur Cathay Pacific Business Class geschrieben habe: Ich persönlich mag diese Sitze in einer 1-2-1-Konfiguration sehr, da sie sehr viel Raum und ein hohes Maß an Privatsphäre bieten. Das Hard Product von EVA Air kann sich also definitiv sehen lassen.
EVA Air Royal Laurel Class: Der Service
Nach Einnehmen meines Sitzes am Fenster ging direkt der Service am Boden los – stilecht mit einem Glas Champagner und eine heißen Tuch, serviert auf einer kleinen Schale.
EVA Air serviert Delamotte Blanc de Blancs als Champagner an Bord, der mir aber leider nicht wirklich mundete – weder auf diesem, noch auf dem nächsten Flug. Aber eventuell ist mein Geschmack nur ein anderer.
Danach starteten wir mit Vollgas unter lautem Aufheulen der riesigen 777-Triebwerke in die Nacht, Richtung Taipei. Kurz nach dem Start wurden die Kopfhörer verteilt, schön in einem kleinen Etui und angehaucht von AC/DC:
Ich studierte die Menükarte, sowie die recht große Getränkeliste. Neben mehreren Weinen, Spirituosen, Softdrinks und Cocktails gab es auch ein ‘Hefeweizen’ im Angebot. 🙂
Der Essensservice startete relativ zügig, und ging mit ein paar warmen Crackern und Nüssen los – sowie einer weiteren Getränkerunde.
Danach gab es jeweils mehrere Optionen für den Appetizer und das Hauptgericht. Dazu kam die Stewardess zunächst mit dem schicken Tischtuch vorbei und bereitete meinen Tisch vor. Als Appetizer wählte ich Ente und Lachs, adrett auf dem Teller präsentiert und lecker:
Auch die Salz- und Pfefferstreuer fand ich nett (in Steinform), wie auch generell das ganze Essens-Set schön gestaltet ist. Als Hauptgericht wählte ich die Nudeln mit Garnelen:
Das Hauptgericht war ebenfalls lecker, mit saftigen (nicht totgegarten) Garnelen. Allerdings finde ich die Anrichte doch ausbaufähig: Ähnlich wie bei Cathay Pacific (schon wieder) wird alles lediglich in einer Porzellanschale erwärmt und serviert, sodass es visuell (bis auf die fehlende Aluschale statt Porzellan) etwas an die Economy erinnert. Hier könnte man mit etwas mehr Einsatz und Kreativität bei den leckeren Speisen einen größeren Wow-Effekt erzeugen.
Immerhin war der Essensservice zügig und freundlich, und es war gefühlt recht viel Personal in der Business Class unterwegs. Ich verzichtete auf ein Dessert und wandelte den Sitz dann in ein Bett um. Die EVA Air Royal Laurel Class bietet wie gesagt einen Lie-Flat-Sitz, auf dem man komplett flach liegen kann.
Nach knapp einer Stunde wachte ich wieder auf, und wir waren schon recht nahe an Taipei – die Flugzeit beträgt schließlich nur drei Stunden. Ich bestellte mir einen frischen Orangensaft (lecker!) und die Morgensonne schien wunderbar in die Fenster herein. Ein toller Moment!
Wir landeten am frühen Morgen in Taiwan, nach einem wunderbaren Flug in der EVA Air Royal Laurel Class.
Fazit: EVA Air Royal Laurel Class
Normalerweise kann man auf einem dreistündigen Business-Class-Flug ja nicht all zu viel erwarten: Während zum Beispiel Lufthansa für solche Strecken einen A320 mit der als Business getarnten Economy nutzen würde, bietet EVA Air mit der Royal Laurel Class eine ‘echte’ Business Class – inklusive tollem Lie-Flat-Sitz und viel Platz. Falls ihr das nötige Kleingeld (finanziell oder als Meilen) zur Verfügung habt, ist die EVA Air Royal Laurel Class eine wunderbare Wahl!