Hawaiian Airlines ist für europäische Vielflieger ein ziemlicher Exot: Nach Hawaii verschlägt es die wenigsten (ist ja mit 12 Stunden immerhin das Maximum an Zeitverschiebung), und andere Ziele bedient Hawaiian Airlines (wie der Name schon sagt) nicht. Falls man aber doch mal die wunderschönen Pazifikinseln besucht, führt fast kein Weg an Hawaiian Airlines vorbei: Mit geräumigen A330-Widebodies kommt man (unter anderem) aus Nordamerika und Japan nach Hawaii, während die Boeing 717 Shuttles die einzelnen Inseln verbinden.
Im April konnte ich endlich einmal die Hawaiian Airlines First Class im A330 ausprobieren, da ich für einen Trip von Los Angeles nach Honolulu musste. Wie die „First Class“ auf dieser Strecke wirklich aussieht und ob sich der Aufpreis lohnt, verrate ich euch in meinem Review!
Wie’s dazu kam & ein kleiner Tipp…
Eigentlich wollte ich auf diesem Trip in Economy fliegen. Der ganze Urlaub war schon teuer genug, und in den Zweier-Reihen des A330 hält man 5:30h schon aus. Dann kam jedoch via Mail die Möglichkeit, auf ein Upgrade in die First zu bieten. Ich gab einfach mal das Mindestgebot ein, und zwei Tage vor dem Start kam die Mitteilung dass mein Gebot erfolgreich war. Daher, gerne mal spekulieren und dann günstig in First nach Hawaii fliegen 😉
Noch ein kleiner Tipp falls ihr in Economy fliegt: Das Aufgabegepäck kostet normalerweise immer extra, aber die Kosten kann man drücken. Wenn ihr euch zum Vielfliegerprogramm Hawaiian Miles anmeldet, kostet das Gepäck auf jeder Strecke ein paar Euro weniger. Besonders praktisch beim Inselhopping!
Hawaiian Airlines First Class Review: Die Kabine
Nach meinem unverhofften Upgrade ging es also zum Airport und via Fast Lane recht zügig Airside. Priority Boarding funktionierte (wie meist in den USA) gut, und mit einem freundlichen „Aloha“ wurde ich in der Hawaiian Airlines First Class begrüßt.
Das Wichtigste zuerst: Wie fast immer in den USA kann man die „First Class“ nicht mit einer echten First Class vergleichen. Vielmehr handelt es sich um eine Business Class; aber da niemand eine echte First anbietet, kann man das Produkt wohl nennen wie man möchte. Wer daher Luxus wie zum Beispiel in der Emirates First Class erwartet, wird enttäuscht sein. Auch gibt es am Boden keine Lounge, außer auf den Airports in Hawaii.
Stattdessen wird man von einer recht kleinen First-Kabine mit 2-2-2-Bestuhlung erwartet, die allerdings eine schön frische Atmosphäre bietet. Die Kabine an sich ist recht neu (das Produkt wurde erst kürzlich erneuert) und wirkt durch die helle Farbgebung schick. Auch kleine Details wie die Wellenformen an der Sitzschale schaffen einen kleinen Vorgeschmack auf Hawaii, genau wie die Crew mit ihrer freundlich-relaxten Einstellung. Die Sitze an sich sind in dunkelbraunem Leder gehalten, was mit den kleinen blauen Farbtupfern einen guten Gesamteindruck macht. Leider war die First Class Kabine nicht in perfektem Zustand, man merkt halt doch dass der A330 ein ‘Workhorse’ für Hawaiian Airlines ist.
Leider bietet die 2-2-2-Bestuhlung keine wirkliche Privatsphäre, da man doch sehr exponiert in der Kabine sitzt. Sichtschutz oder ähnliches gibt es nur rudimentär. Klar, nach Hawaii ist das Publikum ohnehin meistens als Pärchen unterwegs (und mein ‘fremder’ Sitznachbar war äußerst nett), aber andere Business Classes (und vor allem echte First Classes) bieten da ein besseres Produkt. Ich persönlich mag einen der Mittelsitze am liebsten, da man dort über niemanden drübersteigen muss um in den Gang zu kommen – oder vice versa jemand anderes über sich steigen lassen muss.
Hawaiian Airlines First Class Review: Der Sitz
Das beste an der Hawaiian First Class: Der Lie-Flat-Sitz! Da andere Airlines nach Hawaii mit kleineren Maschinen oder 2-4-2-Anordnungen in der Business Class fliegen, ist ein echter Lie-Flat-Sitz auf der Strecke doch etwas besonderes. Der in braunem Leder gehaltene Sitz ist zwar nicht extrem breit, aber bietet doch genug Platz um zu Relaxen.
Der Sitz ist etwas angewinkelt angelegt, und am vorderen Ende findet sich eine kleine Ablage für die Füße – inklusive seitlicher Wand. Ich finde die Konstruktion in Ordnung, immerhin stößt dann kein Getränkewagen an die Füße (und man muss dem Sitznachbarn nicht dauernd auf die Socken starren).
Zwischen den beiden Sitzen in einer Sitzgruppe ist eine kleine Ablage, die allerdings wirklich kompakt geraten ist. Hier hätte ich mir mehr Platz gewünscht, da de facto keine wirkliche Ablagefläche vorhanden ist. Auch die Menükarten liegen übereinander beim Betreten der Kabine, da der Sitz keine individuelle Ablage für jeden Passagier hat (außer einem kleinen Fach an der Vorderlehne, und einem kleinen Fach an der Seite).
Die Seat Controls um den Sitz zu verstellen sind recht minimalistisch: Es gibt lediglich ein kleines Rädchen an der Seite, mit dem man stufenfrei zwischen Sitz- und Liegeposition verstellen kann. Darunter befindet sich ein kleiner USB-Port zwecks Laden von Handy und Tablet, darunter wiederum ein kleines Panel mit den Schaltern für Licht und Service.
Bei Flügen nach Hawaii muss man den Sitz natürlich anders bewerten, als man sonstige First Class Sitze bewertet. Daher empfinde ich den Sitz für die Strecke in Ordnung, da es wenig vergleichbares aus den USA nach Hawaii gibt – viel eher fliegen 777 mit 2-4-2-Bestuhlungen in der „First Class“ durch die Gegend. Aber selbstverständlich ist viel Luft nach oben in der Hawaiian First Class was Privatsphäre, persönlicher Platz, Sitzeinstellungen und Komfort angeht.
Hawaiian Airlines First Class Review: Der Service
An Bord der Hawaiian Airlines First Class fliegt viel des ‘Hawaiianischen Spirits’ immer mit. Am Platz selbst startete der Service mit einem Drink vor dem Start. Auch wenn es keinen Champagner gibt, gibt es immerhin ein paar leckere Cocktails der Airline. Ich entschied mich für den Molokai Mule und war positiv überrascht. Lecker!
Nach dem Start blieb ich direkt bei den Cocktails, und es gab ein paar (kalte) Nüsse vor dem Essens-Service.
Hawaiian bietet immer 2-3 verschiedene Optionen für Vor- und Hauptspeise, und die Bestellungen wurden direkt nach dem Start aufgenommen. Ich entschied mich bei der Vorspeise für geräucherten Lachs mit roten Beeten, schön serviert in einer Salat-Schale:
Als Hauptspeise wählte ich dann das Hühnchen. Leider etwas trocken, aber in einer interessanten Panade (erinnerte an Coco Pops?) umhüllt und lecker. Reis und besonders der gebratene Rosenkohl waren auch gut.
Mein Dessert wurde dann zwar vergessen, aber nach einer kleinen Nachfrage kam noch ein leckerer Koa-Kaffee mitsamt Schokoladenkuchen (etwas zu süß).
Danach stellte ich den Sitz in die Liegeposition, und döste einige Zeit vor mich hin. Das Inflight-Entertainment-System benutzte ich nicht, aber es ist äußerst solide. Dazu werden vor dem Start iPads ausgeteilt, die man perfekt in eine Halterung am Sitz klemmen kann. Dort bietet Hawaiian eine gute Auswahl an Filmen und Serien.
Nach knapp fünf Stunden über dem Pazifik startete dann der Landeanflug auf Oahu, und ein paar Minuten später war ich wieder auf Hawaii.
Fazit: Hawaiian Airlines First Class
Auch wenn der Name ‘First Class’ alles andere als zutreffend ist: Das Premium-Produkt, das Hawaiian Airlines auf der Langstrecke anbietet, ist besonders im Vergleich zu anderen US-Airlines empfehlenswert. Eine frische Kabine mit soliden Sitzen und einem guten Service ist mehr, als die Konkurrenz auf Strecken wie LAX-HNL oder SFO-HNL bietet. Klar, der Sitz ist definitiv kein First Class Sitz (und auch schlechter als viele Business-Produkte), aber für die meist günstigen aufgerufenen Preise für Upgrades kann man besonders als Pärchen hier bequem nach Honolulu und Maui kommen.