Die Oman Air Business Class gilt ja schon seit ein paar Jahren als Geheimtipp unter Vielfliegern: Die alte Business Class mit der großzügigen 1-2-1-Bestuhlung in Lie-Flat wurde lange als „First Class der Business Class“ bezeichnet, da das Hard Product besser als manche Erste Klasse war. Allerdings sah man dem Produkt gegen Ende doch das Alter an, auch wenn die Qualität stets noch hoch war.
Seit einiger Zeit rüstet Oman Air die gesamte Flotte jedoch mit einer neuen Business Class aus: Die neuen Apex Suites in 2-2-2-Bestuhlung werden von vielen Kollegen gelobt, da sie wiederum in punkto Qualität nahe an einer First Class sein sollen. Im September konnte ich auf vier Flügen endlich die neue Oman Air Business Class auf Herz und Nieren testen und massenhaft Fotos für euch machen. Sind die Vorschusslorbeeren für Oman Air gerechtfertigt? Finden wir’s heraus!
Oman Air Business Class: Die Kabine
Nachdem nun die Umrüstung nahezu aller Flugzeuge in der Oman Air Flotte fertiggestellt ist, findet man nicht mehr die braun-türkise Plastikwelt von früher vor. Nach dem Boarding (das übrigens konsequent nach Reiseklasse durchgeführt wurde) wird man von einer schön hellen Kabine begrüßt, die von Grautönen dominiert ist. Die Akzente sind jedoch in verschiedenen Brautönen gestaltet, so zum Beispiel die Sitzpolster oder Armlehnen. Das Türkis von früher findet man lediglich noch bei den Trennvorhängen in den Kabinen (die wurden wohl einfach nicht getauscht).
Oman Air betreibt in der Langstreckenflotte lediglich zwei Flugzeugmuster (Airbus A330 und Boeing 787), und in beiden ist die Kabine gleich. Hier die Kabine im A330:
Hier ist im Vergleich die Kabine im 787 Dreamliner:
Der Unterschied besteht größtenteils nur in der Anzahl der Sitzreihen pro Kabine; hier gibt es mehrere unterschiedliche Konfigurationen. Am besten gefiel mir die hintere Kabine im Dreamliner, da hier lediglich 2 Sitzreihen verbaut sind – perfekt also, um eine etwas intimere Atmosphäre im Flugzeug zu haben.
Die APEX-Suiten sind wie gesagt in einer 2-2-2-Bestuhlung verbaut, sodass man jeweils in einer Zweiergruppe sitzt:
Trotzdem haben sie den Namen „Suite“ verdient, da man durch die versenkbare Trennwand ein exzellentes Maß an Privatsphäre bekommt. Die Trennwände sind jeweils recht hoch, man fühlt sich besonders am Fenster wie in seiner eigenen Welt. Ebenso hat jeder Sitz einen direkten Zugang zum Gang, wodurch das lästige „über-andere-Drübersteigen“ aus anderen 2-2-2-Kabinen (Hallo Lufthansa) zum Glück entfällt. Hier kann man die Trennwand gut erkennen, so sieht sie in versenktem Zustand aus:
Oman Air Business Class: Der Sitz
Der Oman Air Business Class Sitz ist mehr als geräumig: Durch den eigenen Zugang zum Gang ist jede APEX Suite recht lang, was in einer ausreichenden Liegefläche beim Flachstellen des Sitzes resultiert. Logischerweise ist der Sitz komplett Lie-Flat, das heißt man kann ihn komplett zu einem flachen Bett umformen.
Was mir jedoch aufgefallen ist: Konstruktionsbedingt ist der Fensterplatz länger, da der Zugang zum Gang Platz benötigt. Dadurch ist er geräumiger, man kann jedoch die Füße nur schwerer hochlegen.
Der Stauraum im Sitz ist begrenzt, aber ausreichend. Auf der rechten Seite gibt es mehrere Fächer, um flachere Gegenstände zwischenlagern zu können – und die Schuhe verschwinden unter dem Ottoman im Fußraum. Allerdings ist die Ablage an der Seite etwas knapp bemessen: Das Champagnerglas passt im Bild nur ganz knapp darauf, und bei meinem Rückflug hat es deswegen (und durch die Ungeschicktheit einer FA) auch direkt Scherben gegeben.
Auf der rechten Seite des Sitzes befindet sich das Steuergerät, um das Inflight-Entertainment zu bedienen. Via Touchscreen wählt kann man sich recht schnell durch das Menü bewegen, die Usability ist gelungen. Allerdings kommt man manchmal unbewusst mit dem Ellbogen auf den Touchscreen und verstellt das Programm.
Auf der anderen Seite ist das Kontrollpanel für den Sitz: Neben vier voreingestellten Sitz- und Liegepositionen kann man den Sitz je nach Wunsch individuell verstellen, sowie eine (zu sanfte) Massagefunktion aktivieren.
Das Inflight-Entertainment würde ich im Mittelmaß ansetzen. Trotz guter Menüführung ist der Bildschirm für die Entfernung etwas zu klein, und die Auwahl an Filmen und Serien ist lediglich solide.
Diese kleinen Punktabzüge sind aber nur leichte Abzüge in der B-Note bei einem sonst hervorragenden Business Class Sitz, der in punkto Privatsphäre und Platzangebot im globalen Spitzenfeld mitspielt.
Oman Air Business Class: Der Service
Während mich Sitz und Kabine schon positiv gestimmt hatten, so war der Service (und besonders das Essen) das Highlight der Oman Air Business Class. Kommt man an Bord wird man nach der Begrüßung zum Sitz geführt, und der Service beginnt mit einem heißen Tuch (auf Porzellanschale), einer Flasche Wasser und einer ersten Getränkerunde. Ich entschied mich fast immer für Champagner:
Oman Air serviert Laurent Perrier Champagner in der Business Class, eine mehr als solide Wahl. Nur kurz sei noch erwähnt: Die Champagnerflöten bei Oman Air sind wunderschön, mit geschliffenen Linien im Glas die wie Flugrouten aussehen:
Ebenso liegt bereits eine Decke und ein Kissen bereit, bei Nachtflügen werden auch Pyjamas gereicht. Leider mangelt es einem halt etwas an Stauraum, wodurch man manches dann doch in die Overhead Bins legen muss. Solide Kopfhörer werden auch verteilt:
Meine größte Überraschung war jedoch das Catering bei Oman Air: Während ich schon öfter mit Emirates und Etihad geflogen bin und den Service dort in Ordnung fand, hat die Oman Air Business Class (Achtung: Spoiler) beide in diesem Punkt in ihre Schranken verwiesen. Ich hatte insgesamt vier Flüge mit Oman Air, und im folgenden möchte ich euch eine Übersicht über den exzellenten Essens-Service an Bord geben.
Zunächst werden immer Menü- und Weinkarten verteilt, schön in ein Kunstleder-Etui gehüllt:
Obwohl alle meine Flüge nur im Schnitt jeweils sechs Stunden dauerten gab es immer zwei längere Menüs mit mehreren Gängen und Optionen. Dinner und Lunch erstrecken sich in der Oman Air Business Class teilweise über fünf(!) Gange, die jeweils einzeln angerichtet und serviert werden. Los ging es stets mit einem Gruß aus der Küche als Start:
Schön fand ich hier nicht nur die Anrichte und Qualität, sondern dass es bei allen Flügen etwas anderes gab. Danach folgte immer ein Appetizer, der bei Oman Air immer auf einer rechteckigen Glasplatte serviert wird (anscheinend hat Oman Air ein Faible für die Teller). Diese Appetizer waren jeweils hervorragend im Geschmack, und wurden immer von dem Kabinenpersonal in der Küche angerichtet – weitaus besser als einfach vorgefertigte Teller aus der Plastikverpackung zu nehmen und zu servieren. Hier eine Auswahl der Appetizer in der Oman Air Business Class:
Lachs und Jakobsmuscheln waren exzellent, lediglich manchmal etwas zu kalt serviert – aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Dazu gab es immer einen kleinen Brotkorb mit verschiedenen kleinen Brötchen. Und – obwohl das Zubereiten und Arrangieren der einzelnen Gänge einige Zeit in Anspruch nimmt, war der Essens-Service immer zügig ohne zu große Wartezeiten. Die Hauptgerichte (immer 3-4 zur Auswahl) waren ebenso komplex und lecker, hier eine Auswahl meiner Gerichte:
Danach gab es immer ein Dessert (wobei ich das manchmal übersprungen habe)…
…und eine Käseplatte:
Auch das Frühstück in der Oman Air Business Class ist hervorragend, mit tollen deftigen und süßen Optionen. Mein persönliches Highlight waren die Bananen-Schoko-Crepes – das beste Frühstück, das ich in einer Business Class bis jetzt genießen durfte.
Nach diesen hervorragenden Essens-Services stellte ich meistens den Sitz flach und dämmerte weg. Der Sitz eignet sich gut zum Schlafen, nur die Polsterung könnte etwas weicher sein. Dafür sind die Kissen ein Traum, und ich kam meist gut erholt am Zielort an.
Fazit: Oman Air Business Class Review
Wer braucht eine First Class, wenn es solch eine Business Class gibt? Klar, die Frage ist überspitzt formuliert da eine gute First Class immer noch ein anderes Level hat. Aber die Distanz zwischen Business- und First Class wird stets kleiner, und manche Punkte der Oman Air Business Class (Sitz, Menüs, Champagner) könnten so auch in einer First Class angeboten werden. Oman Air bietet ein sensationelles Produkt in der Business Class, das ich nach diesem Review jedem wärmstens empfehlen möchte.